Multiple Choice bei Sportbootführerschein-Prüfungen

Bundesverkehrsminister Tiefensee hat zur Eröffnung der Düsseldorfer Bootsausstellung angekündigt, dass im Laufe des Jahres 2010 Multiple Choice Antworten bei den Sportbootführerschein-Prüfungen eingeführt und die Anforderungen an die praktische Prüfung erhöht werden sollen. Inzwischen wurden am Rande der Boot weitere Einzelheiten bekannt.

Danach sollen zukünftig vier Antwortmöglichkeiten zur Auswahl stehen, von denen immer genau eine richtig ist. Die Antworten sollen sich bildlich gleichen, sodass mit einem fotografischen Gedächtnis – Anzahl der Zeilen oder Länge der Worte – die richtige Antwort nicht erkannt werden kann. Auch soll es nicht möglich sein, allein mit gesundem Menschenverstand, falsche oder richtige Antworten herauszufinden.

Es soll auch keine absurden Antworten geben, die sofort als falsch zu erkennen sind. Vielmehr sollen auch die falschen Antworten richtige Antworten sein – nämlich zu anderen Fragen aus dem gleichen Zusammenhang. An einzelnen Beispielen wurde deutlich, dass die Antworttexte sehr genau studiert werden müssen, um die richtige Antwort herauszufinden. Dies gelang sogar mehreren Ausbildern nicht auf Anhieb.

Die Reform des Sportbootführerscheinwesens betrifft beide Führerscheine, den Sportbootführerschein See und den Sportbootführerschein Binnen. Sie steht laut Tiefensee unter der Devise Entbürokratisierung und Vereinfachung der Sportbootführerschein-Prüfungen.

Es ist zu befürchten, dass wieder einmal das Gegenteil erreicht wird. Das freie Formulieren der Antworten, wie es heute verlangt wird, erscheint auf den ersten Blick schwierig, Ankreuzen sieht nach einer Erleichterung aus. Dabei bleibt jedoch das so genannte Prüfer-Ermessen unberücksichtigt. Heute sind nämlich die Prüfer sehr großzügig; wer ungefähr den richtigen Sinn der Antworten trifft, bekommt die volle Punktzahl. Darauf beruhen ja auch die vereinfachten Antworttexte, die die Teilnehmer des Online-Kurses einüben. Zukünftig haben die Prüfer keinen Spielraum mehr.

In der praktischen Prüfung sollen zusätzliche Manöver und seemännische Fertigkeiten verlangt werden. Das dürfte vor allem die Fahrlehrer erfreuen, die ihren Schülern dann mehr Fahrstunden verkaufen können. Eine Pflicht-Stundenzahl gibt es derzeit nicht und es soll auch zukünftig keine Vorschriften zur Art und zum Umfang der Ausbildung geben.

Die Führerscheinreform sieht weiterhin keine Anforderungen an die Qualifikation der Ausbilder vor. Anders als bei den Kfz-Fahrschulen darf im Wassersport weiterhin jeder eine Bootsfahrschule oder Segelschule betreiben, ohne irgendeine Qualifikation nachweisen zu müssen.

Bereits in den vergangenen Jahren hatte es verschiedene Reformen der Sportbootführerschein-Prüfungen gegeben. Dabei wurden immer die Anforderungen erhöht, für den Prüfling ist es ständig schwieriger geworden. Mit den Multiple Choice Antworten ist wegen des Superwahljahres und einer neuen Bundesregierung – vermutlich auch eines neuen Verkehrsministers – erst Ende 2010 zu rechnen. Bis dahin gilt das gleiche Motto, das schon vor den früheren Reformen ausgegeben wurde: Wer schlau ist, macht noch zu den alten Bedingungen den Sportbootführerschein.

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2 Kommentare

Bodo Volkmann

Das zeigt, das Schwachsinn immer noch zu steigern ist obwohl es in der deutschen Sprache keinen Begriff dafür gibt. Ich schlage den Begriff Tiefensee-Missweisung vor.
Was hat jetzt noch der Begriff Sport in dem Begriff Sortbootführerschein zu suchen. Ein ausländischer Urlauber oder Besucher darf, wenn er nicht länger als 2 Monate in Deutschland bleibt, auch ohne Sportbootführerschein ein Motorboot führen, wenn es in seinem Land dafür keine Vorschrift gibt. Allein das ist kaum zu verstehen. Auf unseren Straßen darf auch keiner ohne gültige Fahrerlaubnis fahren egal woher er kommt.
Es geht nicht darum das nicht Grundkenntnisse vorhanden sein sollten die die Sicherheit im Bereich der Sportbootnutzung sicherstellen. Es geht darum welches Ausmaß noch zweckmäßig oder welcher Umfang den Erfordernissen entspricht. Hier bin ich der Meinung schießt die Tiefensee-Missweisung wieder übers Ziel hinaus. Der Umfang der geforderten Kenntnisse in der Prüfung ist bereits jetzt unangemessen hoch. Die Prüfung besteht nur der, der von möglichen 60 Punkten mindestens 43 erreicht. Das heißt jeder der nicht mindestens 71% der Aufgaben richtig löst, fällt durch. Ist das noch angemessen ?

Herrn Tiefensee schlage ich vor, die Prüfung ganz abzuschaffen und den Sportbootführerschein nach vorlegen eines Ausbildungsnachweises durch die zuständige Behörde ausstellen zu lassen. -Das wäre dann wirklich eine Vereinfachung- die den Begriff Tiefensee-rechtweisende-Kurs verdient.

Bodo Volkmann

Marcus

Also dass sogar erfahrene Ausbilder die Fragen nicht gleich beantworten konnten, zeigt doch mal wieder, wie realistisch solche Tests angesetzt werden. Viele meinen, dass Multiple Choice-Fragebögen viel einfacher zu beantworten wären, als Tests, wo man selber eine Antwort formulieren muss. Dies mag zwar teilweise zustimmen, aber eben nur wenn man den Schreibaufwand betrachtet.

Bei Multiple Choice muss man erst die Antwort genau im Kopf ausformulieren, bevor man dann die Antwort-Vorgaben auf dem Blatt mit seiner Antwort vergleicht. Aber dass dies einfach ist, wage ich in diesen Fällen zu bezweifeln!

Marcus

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