Wie funktioniert eine Schleuse?
Wer in der Binnenfahrt oder in Gezeitenrevieren unterwegs ist, wird gelegentlich schleusen müssen. Wie funktioniert eigentlich eine Schleuse?
Eine Schleuse ist eine Kammer mit zwei Toren. Das Obertor führt zum Oberwasser und das Untertor zum Unterwasser. Beide Tore können wasserdicht verschlossen werden. Zudem gibt es unter beiden Toren (oder in den Seitenwänden) kleinere Öffnungen, die durch Schieber geöffnet werden, sodass Wasser kontrolliert in die Kammer hinein- oder aus der Kammer herausfließen kann.
Zu Berg schleusen
Angenommen, ein Schiff will zu Berg, also aufwärts, geschleust werden. Vom Unterwasser kommend läuft es durch das geöffnete Untertor in die Schleusenkammer ein. Das Obertor ist geschlossen. Hinter dem Schiff schließt sich jetzt auch das Untertor. Dann werden die Schieber unter dem Obertor geöffnet. Dadurch strömt Oberwasser von unten in die Schleuse ein. So steigt der Wasserstand in der Schleusenkammer an. Mit dem steigenden Wasserstand wird auch das Schiff angehoben – ohne Einsatz von Energie, allein durch den Druck des Oberwassers –, so lange bis der Wasserstand in der Schleusenkammer das Niveau des Oberwassers erreicht hat. Dann öffnet sich das Obertor und das Schiff kann die Schleuse verlassen.
Zu Tal schleusen
Um zu Tal, also abwärts, zu schleusen, läuft das Schiff vom Oberwasser durch das offene Obertor in die Schleusenkammer ein. Hinter dem Schiff schließt sich das Obertor. Dann werden die Schieber unter dem Untertor geöffnet, sodass das Wasser aus der Schleusenkammer in das Unterwasser abfließt. Der Wasserstand in der Schleusenkammer sinkt nun langsam abwärts und mit ihm sinkt auch das Schiff nach unten – so lange bis der Wasserstand in der Schleusenkammer das Niveau des Unterwassers erreicht hat. Schließlich öffnet sich das Untertor und das Schiff kann aus der Schleusenkammer in das Unterwasser laufen.
Drempel am Obertor
Wichtig zu wissen: An der Schwelle des Obertors liegt in der Schleusenkammer der so genannte Drempel, ein Mauervorsprung, der in die Schleusenkammer hineinragt. Der Drempel ist in Deutschland durch gelbe Streifen an der Kammerwand markiert. Das Schiff muss also so weit in die Schleusenkammer einlaufen, dass kein Teil über die gelbe Farbmarkierung hinausragt. Andernfalls würde es beim Abwärtsschleusen aufsitzen.
Festmacheleinen an den Wasserstand anpassen
Selbstverständlich müssen die Festmacheleinen an den Wasserstand angepasst werden. Das ist doch klar, wird aber manchmal vergessen. Wenn beim Abwärtsschleusen plötzlich das eigene Boot oben bleibt, während die anderen Boote abwärts sinken, können schwere Unfälle passieren. Hängt das Boot erst einmal in seinen Festmacheleinen, so lassen sie sich nicht in jedem Fall noch gefahrlos lösen. Dann ist umgehend Alarm zu geben, damit die Schieber geschlossen werden und das Ablassen des Wassers gestoppt wird. Kommando zurück – in die Schleuse läuft nun wieder Wasser ein, der Wasserstand steigt, bis das hängende Boot aufschwimmt und seine Leinen gelöst werden können.
Tags: Drempel, gelbe Farbmarkierung, Obertor, Oberwasser, Schleuse, Untertor, Unterwasser